Auf dieser Seite wollen wir -auch gemeinsam mit Euch- über den Anarchismus im Hier und Jetzt nachdenken, daher wird diese Seite ständig erweitert und aktualisiert. Als Anstoß und Basis zu dieser Seite dient uns die Publikation: „23 Thesen zum Anarchismus“ von AAP. Das Original könnt ihr hier nachlesen.
Die Revolution der Revolution willen zu verfolgen, ist sinnlos. Das Einzige, was die Revolution rechtfertigt,ist es, das Leben der Menschen besser zu machen. Dies muss in allen zum Ausdruck kommen.
Ein einfaches „Dagegen sein“ ist mit Blick auf eine tiefgreifende Veränderung der Gesellschaft nicht ausreichend. Auch wenn sich das „Wofür“ oftmals aus dem „Dagegen“ ergibt, müssen wir unsere Ziele klarer definieren. So wie im persönlichem Dialog konstruktive Kritik und positive Botschaften ehr angenommen werden, so wird auch im öffentlichen Diskurs das „Wofür“ besser auf genommen, als ein „Dagegen“.
Wo es möglich ist, sollten wir stets zuerst sagen wofür wir kämpfen.
Wir müssen uns der Ursprünge des Anarchismus bewusst sein. Der Anarchismus hat kein Monopol, was antiautoritäres Denken betrifft. Antiautoritäres Denken lässt sich in allen Kulturen und zu allen Zeiten finden. Aber als selbst-identifizierte politische Bewegung ist der Anarchismus ein Produkt der soziopolitischen Bedingungen des europäischen 19. Jahrhunderts. Dies hat kulturelle Implikationen, die den Anarchismus bis heute kennzeichnen und verhindern, dass er sich so weit ausdehnt, wie es den meisten Anarchist*innen lieb wäre. Es nutzt nichts, zu behaupten, dass alle antiautoritären Strömungen im Kerne „anarchistisch“ seien. Im schlimmsten Fall kann dies zu quasi-kolonialer Vereinnahmung führen, denn wenn Menschen für ihre Politik den Namen „Anarchismus“ nicht verwenden wollen, haben sie Gründe dafür. Wichtiger für Anarchist*innen ist es, mit ihren Handlungen zu beweisen, dass sie vertrauenswürdige Partner*innen in einem globalen Kampf um Befreiung sind.
Der Grund dass viele Menschen, die eine antiautoritäre Politik machen, diese nicht als Anarchismus bezeichnen ist die tief verwurzelte Annahme, dass Anarchismus gleich zu setzen ist mit Gesetzlosigkeit. „Anarchie ist Ordnung ohne Herrschaft“ jeder Mensch, der sich ernsthaft mit Anarchie befasst, weis das, unser Ziel sollte es sein, dieses Wissen und das daraus resultierende Vertrauen in uns als verlässliche Partner*innen im freiheitlichen Kampf, gilt es zu verbreiten. Die Assoziationen der Popkultur mit dem Anarchismus müssen bekämpft und widerlegt werden, solange der Mainstream die Begriffe Anarchie und Anarchismus für die Umschreibung von Chaos, Gesetzlosigkeit und Gewalt benutzt, wird es uns nur schwer gelingen den anarchistischen Geist in der Gesellschaft weiter voran zu treiben.
Wir brauchen neue Werte. Solange wir all das, was heute produziert wird, haben wollen, werden wir weder das politische noch das ökonomische System auf eine Größe reduzieren können, die ökologisch wie sozial nachhaltig ist.
Die bestehende Konsumgesellschaft, ist treue dem Motto folgend:“Geiz ist Geil!“ darauf ausgerichtet, möglichst viel, für möglichst wenig Geld zu konsumieren. Nachhaltigkeit spielt da selten eine ernst zunehmende Rolle, allenfalls bei den Nahrungsmitteln ist der Konsument bereit für Nachhaltigkeit einen höheren Preis zu zahlen und Quantität durch Qualität zu ersetzen. Und es ist erschreckend, dass nachhaltige und biologisch erzeugte Waren um ein Vielfaches teurer sind, als die konventionell hergestellten Produkte. Da der Kapitalismus aber nur ungern seinen Lohnsklaven mehr Geld zahlt und ihnen durch ausgeklügelte Werbestrategien weis macht, das sie all die schönen und neuen Dinge brauchen, ist Nachhaltigkeit bei unverändertem Konsum der neue Luxus unserer Zeit. Familien mit nur einem Lohn, haben oftmals nur die Möglichkeit nachhaltig zu leben, wenn sie sich in anderen Lebensbereichen stark einschränken. Diese Einschränkungen nehmen aber nur Menschen hin, die die Zeichen der Zeit und des Klimawandels erkannt haben.
Anarchist*innen müssen eine Sprache sprechen, die auch Menschen verstehen können, die nicht Teil einer initiierten Szene sind. Sprache verändert sich und problematische Begriffe sind zu hinterfragen, aber anarchistische Diskussionen müssen Menschen engagieren, anstatt sie zu entfremden.
Eine eloquente und intellektuelle Sprech- und Schreibweise hat zwar gewisse Vorteile, kann aber auch abschreckend sein. Der übermäßige Gebrauch von Fachbegriffen kann schnell dazu führen, dass die Leser*in das Interesse verliert, weil der Text scheinbar in einer anderen Sprache verfasst wurde, dies gilt natürlich auch für Redebeiträge oder Diskussionen. Vielleicht hast du selber auch schon die Erfahrung gemacht, das in einer Diskussion dein Gegenüber, nur durch den Gebrauch von Fremdwörtern, dir das Gefühl von intellektueller Überlegenheit vermittelt hat und du als Folge dann „dicht“ gemacht hast. Kurz gesagt, wir sollten die Sprache des Zuhörers sprechen.
Es braucht eine neue Synthese des Anarchismus. Menschen mit unterschiedlichen Schwerpunkten – dem Arbeitsplatz, dem Patriarchat, dem Militarismus usw. – müssen zusammenarbeiten, gemeinsame Prinzipien definieren und sich auf eine Strategie einigen, in der sich verschiedene Taktiken in der bestmöglichen Weise koordinieren lassen. Ein exklusiver Anspruch auf anarchistische Repräsentation schadet allen, den betreffenden Gruppen mit eingeschlossen.